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reiches kulturelles Erbe

Geschichte, Völker und Umwelt von Arunachal Pradesh


Geschichte

seit 1987 ein eigenständiger indischer Bundesstaat
Die Mehrzahl der in Arunachal Pradesh lebenden Urvölker war bis ins 20. Jahrhundert hinein ohne Schrift, so das zahlreiche archäologische Funde die einzigen Zeugen des reichen kulturellen Erbes sind und auf eine schon recht frühe Besiedlung der fruchtbaren Täler hinweisen. Die Region war lange Zeit von den Territorialkämpfen umliegender Staaten verschont, geriet erst im späten 17. Jahrhundert in die Machtsphäre der tibetischen Gelugpa-Schule und wurde schließlich von Lhasa aus geführt. Nach dem Einmarsch der Briten in Tibet kontrollierten diese die Region, im Vertragswerk der von China nicht anerkannten Shimla-Konferenz wurde die Herrschaft 1914 festgeschrieben. In der Folge formierten die Briten aus dem Gebiet ein bundesstaatsähnliches Territorium, das allerdings aufgrund der Unzugänglichkeit und der fast 100 abgeschieden lebenden Stämme kaum zu kontrollieren war. Nach der Unabhängigkeit Indiens 1947 bemühte sich die Regierung der jungen Republik erneut um eine offizielle Integration des Gebiets. In der Folge entbrannte in der Grenzregion 1962 ein offener Krieg mit China, in dessen Verlauf chinesische Truppen bis in die Assam-Ebene vordrangen, sich dann aber wieder zurückzogen. 1972 erhielt das Gebiet von Indien den Status eines Unionsterritoriums, Arunachal Pradesh ist offiziell seit dem 20. Februar 1987 ein eigenständiger indischer Bundesstaat. Nach wie vor wird der Grenzverlauf von China nicht anerkannt.
Drei grosse Bevölkerungsgruppen

Völker und Religionen

Die unzugängliche Landschaft von Arunachal Pradesh hat eine blühende Kultur verschiedenster Völker mit individuellen Traditionen hervorgebracht. Im Bundesstaat leben insgesamt rund 1,4 Millionen Menschen, etwa 35 % der Bevölkerung sind Immigranten aus Bangladesch, Chakma, Assam und Nagaland. Die ursprüngliche Stammesbevölkerung besteht aus 25 verschiedenen Haupt-Stämmen mit jeweils über 5000 Angehörigen und etwa 75 kleineren Volksstämmen. Der größte Teil dieser Bevölkerung hat tibetische oder thailändisch-burmesische Wurzeln. Im äußersten Norden und Westen leben die Monpa und Sherdukpen, bedeutende Stammesvölker die recht eng mit den Tibetern verwandt sind. Das Volk der Sherdukpen lebt südlich der Bomdila-Bergkette in den Tälern der Tengapani und ist den Monpa ähnlich. In den tieferen Lagen im Süden und Osten finden sich meist kleine Bergvölker, die an die 90 verschiedene Sprachen und Dialekte sprechen. Zu den Haupt-Stämmen Arunachal Pradeshs mit jeweils mindestens 5000 Angehörigen gehören die Abor, Adi, die Aka, die Apatani, die Dafla, die Galong, die Khampti, die Mishing, die Monpa, die Nocte, die Nyishi, die Tagin, die Tangsa und die Wancho.

Viele der Ureinwohner-Stämme praktizieren einen Geisterglauben, in dessen Zentrum die Verehrung von Sonne und Mond steht. Die Monpa und Sherdukpen in den Distrikten Kameng und Tawang haben durch ihre Nähe zu Tibet aber zum Beispiel schon vor Jahrhunderten den tibetischen Mahayana-Buddhismus übernommen, während die Khampti im Distrikt Lohit den Hinayana-Buddhismus praktizieren. Das uralte Glaubenssystem der Noctes und Wanchos im Distrikt Tirap ist mit hinduistischen Elementen versetzt. Den überwiegenden Anteil Anführungsstriche unten Rainer“ Hindus stellen in Arunachal Pradesh die Einwanderer aus umliegenden Landesteilen/Ländern, genau wie die fast 20 % Angehörigen des christlichen Glaubens.

meist recht mild

Nahrung

Heute ist insbesondere in den Siedlungsgebieten mit überwiegend eingewandertem Bevölkerungsanteil das Nahrungsangebot recht vielfältig und auch westliche Speisen sind – insbesondere in Gasthäusern und Restaurants – durchaus verbreitet. Die traditionellen Gerichte in Arunachal Pradesh sind meist recht mild und werden mit Bambussprossen und lokalen Kräutern gewürzt. Grünes Blattgemüse, Mais, Reis und Linsen sind in der Küche weit verbreitet, dazu gibt es Fleisch, Fisch und Eier. Die Stammesbevölkerung ernährt sich heute noch fast genauso, wie vor hunderten von Jahren und nutzt entsprechend die Zutaten, die ihre direkte Umgebung Ihnen bietet – nicht immer erscheinen diese dem westlichen Gaumen appetitlich. Eine lokale Spezialität, die Sie während Ihres Urlaub in Arunachal Pradesh aber durchaus einmal probieren sollten, ist das ‚Apong’-Bier welches aus Reis und Hirse gebraut wird.

 reichhaltiges und unberührtes Naturparadies

Tier- und Pflanzenwelt

Dank seiner Isolation in eher unzugänglicher Bergwelt ist Arunachal Pradesh bis heute eines der reichhaltigsten und unberührten Naturparadiese der Erde. Grundlage für die Entfaltung der enormen Biodiversität sind die Höhenunterschiede im Land, die sich von nur wenig über Meereshöhe bis zu über 7000 m ü. NHN hohen Gipfeln des östlichen Himalaja erstrecken. Das Land besitzt eine einmalig vielfältige Landschaft, von Gletschern und alpinen Heiden über gemäßigte Laubwälder bis hin zu subtropischem Regenwald, und eine entsprechend breit gefächerte Flora und Fauna. Zum Beispiel ist Arunachal Pradesh der einzige Staat, in dem Tiger, Leopard, Nebelparder Neofelis Nebulosa und Schneeleopard vorkommen. Hier leben Elefanten, Sambarhirsche Rusa unicolor, verschiedene Arten indischer Muntjaks Muntiacus, unzählige Affenarten wie zum Beispiel Plumploris Nycticebus und Bärenmakaken Macaca arctoides – die Artenvielfalt allein unter den Säugetieren ist immens. Arunachal Pradesh ist außerdem Heimat vieler der seltenen und geheimnisvollen Vogelarten Asiens, darunter Kaiserreiher, Weißflügelente, Barttrappe, Glanzrückensegler, Schmuckkleiber oder Sumpftimalie. Etliche davon konnten bisher nur von wenigen Ornithologen beobachtet werden, viele der über 500 hier heimischen Vogelarten sind vom Aussterben bedroht. Die große Dichte an Fasanen, deren Arten sich je nach Klima unterscheiden, ist in Arunachal Pradesh einzigartig. Selbstverständlich leben hier auch Amphibien, Reptilien und unzählige Insektenarten – die bunte Vielfalt an Schmetterlingen bezaubert die Landschaft und sorgt neben den Blüten vieler verschiedener Bäume, Orchideen und anderer Pflanzen für bunte Farbsprenkel im satten Grün der Wälder.

reiche Pflanzenpracht

Nationalparks & Naturreservate

Der fast unbekannte Namdapha-Nationalpark grenzt an Myanmar und verfügt auf einer Fläche von fast 2000 km² über eine sagenhafte Fauna, viele verschiedene Säugetiere und Vogelarten. In den Tälern bietet der tropische Regenwald eine reiche Pflanzenpracht und ornithologische Besonderheiten. Der Nationalpark reicht vom Tiefland bis auf 4500 m Höhe; hier leben alle vier Wildkatzenarten Indiens, viele seltene Vogelarten wie zum Beispiel der Nepalhaubenadler Nisaetus nipalensis und weitere interessante Tiere wie Elefanten, Bären, Takine, Moschusochsen, Plumploris Nycticebus coucang, Kleiner Panda Ailurus fulgens und verschiedene Affenarten. 
Der Mouling-Nationalpark mit fast 500 km² Fläche liegt im Distrikt Upper Siang im zentralen Norden des Bundesstaats. Er beherbergt ebenfalls eine reichhaltige Pflanzenwelt und zahlreiche Vogelarten.
Beide Nationalparks sind fast ausschließlich zu Fuß erreichbar, innerhalb ihrer Grenzen ist das Straßennetz noch weniger gut ausgebaut. Auf ihrem Gebiet siedeln einige der kleinen Urvölker.

lebt hauptsächlich von der Landwirtschaft

Wirtschaft

Die wirtschaftliche Entwicklung Arunachal Pradeshs ist schwierig, sodass das Bundesland bis heute hauptsächlich von der Landwirtschaft lebt. Der Anbau von Reis, Mais, Hirse, Weizen, Linsen, Zuckerrohr, Raps, Ananas, Orangen, Zitronen, Pflaumen, Birnen, Kirschen, Äpfeln und Pfirsichen deckt jedoch gerade den Bedarf der eigenen Bevölkerung. In bestimmten Bereichen werden Forstwirtschaft und Bergbau betrieben, außerdem gibt es viele Kunsthandwerker. Der Tourismus stellt eine kleine Einnahmequelle im Dienstleistungssektor. Es gibt seit einigen Jahren Bestrebungen der indischen Regierung, entlang der Flüsse in Arunachal Pradesh Wasserkraftwerke zu errichten um die gesamtindische Stromversorgung zu verbessern und der Region auch aufgrund der zu erzielenden Einkünfte engeren Anschluss an die moderne Infrastruktur, das Gesundheits- und das Bildungssystem zu ermöglichen. Gebietsansprüche der Stammesbevölkerung – aus Angst vor einer möglichen Zerstörung des Lebensraums, aber auch aus rein monetären Interessen – verhindern diese Projekte allerdings bis heute weitestgehend.